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Winter in Griechenland

Von Klaus Bötig | 23.Februar 2012

Im Winterhalbjahr verschwinden die griechischen Inseln aus den Katalogen fast aller europäischen Reiseveranstalter, stellen die meisten Fluggesellschaften ihre Direktverbindungen dorthin ein. Zurück bleiben die Einheimischen, nahezu menschenleere Museen und Ausgrabungsstätten. Viele Tavernen sind geschlossen. Die, die weiterhin geöffnet haben, kochen jetzt fast nur für ihre Stammgäste und geben sich daher besondere Mühe. Während in vielen Hotels in den Badeorten die Fensterscheiben der Hotels mit Zeitungspapier abgeklebt sind, verlangen kleine, stimmungsvolle Pensionen insbesondere in der Bergwelt Kretas aber Hauptsaisonpreise – die Kreter selbst und manch andere Griechen haben einen Kurzurlaub winterlicher Bergwelt kennen und lieben gelernt.

 Das Faszinierendste an einem Winterurlaub auf den griechischen Inseln ist die an schönen Tagen phantastische Fernsicht. Da sieht man durchaus einmal von den Höhen Ikarias aus über die Kykladen hinweg bis nach Santorin und vom Akrotiri-Leuchtturm auf Santorin bis zu den schneebedeckten Weißen Bergen hinter Chania auf Kreta, sieht von West-Kreta aus die Berge des Peloponnes oder von Thassos den Kegel des heiligen Berges Athos mit seiner weißen Spitze. Skilifte sind zwar auf den Inseln im Gegensatz zum Festland nirgends in Betrieb, aber die Feuer flackern hier ebenso in den vielen offenen Kaminen von Tavernen und Pensionen wie irgendwo am Olymp oder im Pindos-Gebirge.

Winter auf Kreta

Freilich eigenen sich nicht alle Inseln gleich gut für Ferientage zwischen Dezember und März. Auf der sonnensicheren Seite ist man ehesten an Kretas Südküste, wo so mancher bei Wassertemperatur noch im Libyschen Meer badet. Aber auch dort sind die meisten Hotels und Kneipen geschlossen, die Straßen äußerst menschenarm. Wer Leben um sich herum sucht, Geschäftigkeit im Kafenio und eine Auswahl guter Tavernen, wählt bevorzugt die Kleinstadt Ierapetra ganz im Osten oder vielleicht auch noch Paleochóra ganz im Westen der kretischen Südküste als Domizil. Weniger Sonnensicherheit, aber ein pulsierendes einheimisches Leben bieten Kretas Städte im Winter: Chania vor der Kulisse der ganz nahen, bis auf 1000 m hinunter verschneiten Weißen Berge, Rethimno mit Weißen Bergen und Psiloritis im Hintergrund, Iraklio und auch Agios Nikolaos. Da lassen auch Regentage keine Langeweile aufkommen, denn alle vier Städte bieten Museen, in denen man jetzt in aller Ruhe Stunden verbringen kann. Noch dazu kommt hier die kulinarische Vielfalt in den Tavernen. Jetzt in der kühlen Jahreszeit stehen kräftige Eintöpfe und Spezialitäten wie gebratene Landwurst, Sülze und die geräucherten Schweinefleischvariationen Singlino und Apakia. Wer Glück hat, findet auf mancher Karte auch ein leckeres Kaninchen-Stifado mit Maronen. Und das Modegetränk junger Griechen, der Rakomelo – mit Honig versetzter, warm servierter kretischer Raki – mundet bei Kälte ohnehin viel besser als an warmen Sommerabenden.

Lebendige Inselmetropolen

Badeorte und Mini-Inseln mögen im Winter oft wie ausgestorben sein, selbst Faliraki auf Rhodos oder Laganas auf Zakynthos wirken dann wie trostlose Geisterstädte. Quicklebendig bleiben in der kalten Jahreszeit hingegen viele Inselstädte, in denen das einheimische Leben ungebrochen weitergeht. In Pothia, der Inselhauptstadt von Kalymnos, herrscht dann sogar noch mehr Leben als im Sommer, denn jetzt sind die vielen Fischer zu Hause und geben ihr im Sommer verdientes Geld aus. Heftige Betriebsamkeit herrscht auch in Kerkira auf Korfu, wo man bei einem Spaziergang entlang der kilometerlangen Küstenlinie immer die schneebedeckten Berge des Epirus und Albaniens vor Augen hat. Keine Spuren von Winterschlaf zeigen auch Ermoupolis auf Syros oder die Hauptstädte von Chios und Lesbos, in die nach den langen Sommerferien wieder die Studenten der Universität der Ägäis eingezogen sind. Gleiches gilt auch für Karlovassi auf Samos und deren Inselhauptstadt Vathy.

Schöne Ausflugsziele sind immer in der Nähe, bei Fahrten über Land liegt oft der Duft der Olivenmühlen in der Luft. Erste Frühlingsblumen sprießen, Ende Februar beginnen vielleicht schon die ersten Mandelbäume zu blühen. Und auch wenn man abends fast immer einen Pullover und eine warme Jacke braucht, ist die Mittagssonne doch kräftig genug, um kurzärmlig auf Tavernenterrassen zu sitzen oder an menschenleeren Stränden entlang zu gehen. Selbst gelegentlich sehr heftige Regengüsse haben ihren Reiz, füllen sie doch die Trockenbäche für einige Stunden oder Tage mit Wasser.

Unangenehm sind häufig nur die hohe nächtliche Luftfeuchtigkeit und der durch alle Ritzen dringende Wind. Deswegen fühlt sich mancher im Winter in der Altstadt von Rhodos besonders wohl. Da halten die mittelalterliche Stadtmauer und die Häuser an engen Gassen den Sturm fern, wird das Auge beim Anblick mittelalterlicher Häuser, antiker Überreste, osmanischer Moscheen und byzantinischer Kirchlein nie satt, bieten kleine Tavernen, nette Bars und kuschelige kleine Hotels Trockenoasen. Und wenn es einen dann doch einmal hinausdrängt, findet man im orientalisch anmutenden Innenhof der Nea Agora, einem Bau aus italienischer Besatzungszeit, immer noch genügend geschützte Plätze vor Grillstuben, Konditoreien und Kafenia.

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